Schaut man sich die Entwicklung des Smartphones an, dann fallen vor allem zwei Veränderungen auf. Erstens sind die Geräte leistungstechnisch enorm in die Höhe geschossen, und zweitens ist man von austauschbaren Akkus auf fest verbaute Batterien umgestiegen. Letzteres erforderte anfangs eine Umgewöhnung, mittlerweile ist es jedoch Standard und es gibt nur ganz wenige Ausnahmen. Kritische Stimmen sind freilich (zurecht) geblieben, unter anderem ist dadurch die Handy Reparatur aufwendiger. Selbst durchführen kommt in den meisten Fällen nicht infrage, deshalb muss ein entsprechender Shop aufgesucht werden. Das nimmt Zeit und höhere Kosten in Anspruch. Die Hersteller haben bislang freie Wahl, wie der Akku verbaut wird.
Damit soll jedoch in Zukunft Schluss sein, die EU plant ein entsprechendes Gesetz zu bringen. Dieses zwingt die Unternehmen die Batterie so zu verbauen, dass sie vom Nutzer selbst und ohne großen Aufwand gewechselt werden kann. Es wäre im wahrsten Sinne des Wortes ein Schritt in die Vergangenheit.
Deshalb folgte der Wechsel zu fest verbauten Akkus
Zu Beginn der Smartphone-Ära machte man den Deckel von der Rückseite ab, entnahm den Energiespender und setzte eine neue Zelle an. Der zeitliche Aufwand war mit ein oder zwei Minuten sehr gering. In die zukünftige Entwicklung passte das aber nicht, die Hersteller wollten die Handys sowohl schlanker als auch wasserresistenter bauen. Eine abnehmbare Rückseite trug nur bedingt dazu bei, deshalb hat man dann irgendwann angefangen, den Akku fest zu verbauen. Diesen Weg haben sich fast alle Unternehmen angeschlossen, insbesondere die großen Player Apple und Samsung. Wird deshalb beispielsweise eine iPhone Reparatur fällig, dann muss mit höheren Kosten und mit mehr Zeiterfordernis gerechnet werden. Von diesem Trend sind übrigens auch Tablets nicht ausgenommen, auch hier wird eine Tablet Reparatur entsprechend aufwendiger.
Umsetzung wird noch Jahre dauern
Viele werden das neue Gesetz begrüßen. Schließlich kann die Batterie im Smartphone dann ganz einfach wieder selbst getauscht werden. Das Gesetz gilt als beschlossen und es geht nur mehr um schriftliche Erledigungen, bevor eine offizielle Bestätigung ausgegeben werden kann. Das Europaparlament und die Staaten sind sich somit einig, bei keinerlei Verzögerungen wird die Verordnung schon in ein paar Wochen greifen (vermutlich Anfang 2023).
Das bedeutet aber nicht, dass die neue Richtlinie sofort umgesetzt werden muss. Das geht auch gar nicht, denn ein solches Gesetz bedeutet für die Hersteller einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand. Einfach eine abnehmbare Rückseite anbringen geht nicht, dadurch kann unter anderem die Wasserdichtigkeit nicht mehr gewährleistet werden. Des Weiteren erfordert ein austauschbarer Akku ein anderes Design im Inneren. Eine solche Umgestaltung beim Design kostet Zeit, für den Endverbraucher ist der Aufwand dahinter nicht immer sofort ersichtlich. Schon gar nicht, wenn man nichts mit Technik am Hut hat.
Damit die Unternehmen ausreichend Zeit für die Umstellung haben, ist eine Übergangsphase mit dabei. Sie beläuft sich auf dreieinhalb Jahren, danach muss die neue Vorschreibung eingehalten werden. Käufer müssen demnach noch ein bisschen warten, bevor die Batterie bei einem neuen Handy wirklich wieder selbst getauscht werden kann.
Der Umweltschutz wird als Hauptargument angegeben
Jede Person hat unterschiedliche Anforderungen an ein Smartphone. Genauso verschieden ist es auch, wie lange jemand ein Gerät behält. Die Gründe für einen Wechsel sind fast immer ein Defekt oder ein deutlich schlechter werdender Akku. Letzteres könnte man freilich mit einer Handy Reparatur beheben, viele nutzen jedoch direkt die Möglichkeit, um sich ein neues Modell zu holen. In den überwiegenden Fällen gibt es allerdings keinen Grund dazu, stattdessen muss es einfach nur ein aktuelleres Gerät sein. Für die Umwelt ist es schlecht, sodass die EU richtig argumentiert.
Kann die Batterie später wieder selbst vom Nutzer getauscht werden, dann ist die innere Forderung nach einem neuen Smartphone definitiv kleiner. Das lässt sich auch sehr einfach durch den deutlich niedrigeren Zeit- und Kostenaufwand begründen. Man muss im besten Fall nicht einmal die eigenen vier Wände verlassen, sondern kann die neue Energiezelle im Internet bestellen und sie mit wenigen Handgriffen einbauen. Anschließend gibt es bezüglich Akkulaufzeit keine Probleme mehr beziehungsweise man ist auf dem Stand eines Neugeräts.
Für die Hersteller und Reparaturshops (die es unter anderem in Darmstadt und Frankfurt gibt) nicht unbedingt die beste Nachricht, denn mit dem Tausch von Batterien wird Geld verdient. Auch wenn es nicht immer viel ist, am Ende zählt die Masse.
Beim Ladeport hat die EU bereits ein Machtwort gesprochen
Zum Schluss sei auch noch mal darauf hingewiesen, dass die EU bereits vor Kurzem ein Machtwort bei einem anderen Thema gesprochen hat. Und zwar geht es um die Ladeports, die im Android-Bereich bereits ohne Vorschrift sehr einheitlich sind. Nahezu alle neuen Android-Handys haben USB-C, der ältere Micro-USB-Anschluss ist nahezu ausgestorben. Apple bildet mit dem eigenen Lightning-Port eine Ausnahme. Genau das wird sich mit Ende 2024 ändern, ab diesem Zeitpunkt ist der USB-C-Anschluss verpflichtend. Es kann gut sein, dass Apple bereits 2023 mit dem iPhone 15 den Wechsel vollzieht.